Mit kranken Gefühlen umgehen

Bei dem nun Folgenden geht es um Gedanken und Gefühle.

Ich gehe davon aus, dass ich zwei Arten von Gefühlen und Gedanken habe. Gesunde, die mir die Realität widerspiegeln, und kranke, die mir Falsches vorgaukeln, mich anlügen. Ich musste mich daran gewöhnen, dass meine innere Wahrheit krank ist und mich immer anlügt. Sobald mich ein krankes Gefühl oder ein Gedanke bedrängt, sage ich mir die Wahrheit.


Ein Beispiel:

Ich sitze mit Freunden in einem Restaurant und trinke etwas. Plötzlich habe ich den starken Eindruck, dass mich die anderen Gäste ablehnen und doof finden. Sicherlich sprechen sie über mich!

Ich denke mir dann Folgendes:

"Die kennen mich nicht, die sind mit sich selbst beschäftigt."

Dieser Gedanke beruhigt mich sehr. Ich glaube mir selbst und meiner Realität!


Jetzt sagen die Zaghaften unter uns: "Das klappt nie!" Doch, vor allem muss man sich gar nicht so viel merken. Es sind immer wieder dieselben Gefühle und Gedanken, die uns in die Irre leiten und belügen.


Ein Beispiel:

Ich sitze im Zug. Plötzlich habe ich das Gefühl, beobachtet zu werden. Sofort schaue ich umher, doch niemand schaut zu mir. Zwar bin ich froh, dass mich keiner beobachtet, aber ich denke: "Niemand sieht mich, ich bin nichts wert, ich bin doof."

Hast du das Paradoxe daran erkannt? Einerseits will die Krankheit nicht beobachtet werden, andererseits ist es auch nicht gut, wenn niemand schaut.

Ich denke mir Folgendes:

"Ich bin gut, es ist alles in Ordnung, bald steige ich aus."

Auch dieser Satz beruhigt mich sehr. Ich glaube mir die Realität!


Als ich erkrankte, fragte ich meine damalige Psychiaterin, wie ich am besten damit umgehen sollte. Sie sagte: "Nur wer sich gegen die Krankheit wehrt, wird sich mit der Zeit besser fühlen." Das stimmte. Nach etwa sechs Monaten hatte ich im Restaurant und im Zug wieder normale Gefühle, und das ist bis heute so geblieben.

Du musst dich nicht mit all dem Schlechten identifizieren, das du fühlst und das dir durch den Kopf geht. Das bist nicht du! Das ist diese verdammte Krankheit. Arbeite hart an dir und lerne die Realität auswendig!

Ein Tipp:

Wenn du mal nicht weißt, was Realität ist, hast du ja den Therapeuten, mit dem du auch Kleinigkeiten und Details besprechen kannst. Ich musste auch schon oft nachfragen. Dafür sind Psychiater schließlich da, damit man nicht alleine im Nirgendwo hängen bleibt.

Einmal habe ich mit Herrn S. darüber gesprochen, wie man Parfüm kauft. In der Therapie geht es nicht nur um die Krankheit, sondern auch um alles andere in deinem Leben, was dir wichtig ist!

Oft habe ich viele wichtige Dinge zu besprechen. Doch wann spricht man über was? Meine Psychiaterin hat mir eine einfache Methode beigebracht: 

Ich setze mich vor den Therapeuten und bespreche mit ihm alles, was mir in dem Moment spontan wichtig ist. Wenn ich das immer so handhabe, merkt sich das die Seele und fängt an, mir alles in der Reihenfolge, die der Seele guttut, hervorzubringen. So kommt irgendwann alles zur Sprache.

Und das Gute ist: Man fühlt sich nach der Sitzung erleichtert und die Gegenwart ist aufgeräumt.